Aktuelles
Irma und die Berichterstattung zu Kuba
- 18.09.2017
Wie einseitig und ideologisch vereinnahmt die Berichterstattung zu Kuba auch angesichts den tragischen Folgen einer Naturkatastrophe ist, zeigt sich im Gefolge des Hurrikans Irma leider wieder nur allzu deutlich.
Während sich Kuba mit einer Naturkatastrophe in bisher noch nie dagewesenem Ausmass konfrontiert sieht und dies trotz geringen Ressourcen in einer Art und Weise tut, die viele westliche Länder vor Neid erblassen lässt, sendete Radio SRF in den heutigen Morgennachrichten die Meldung über angebliche "Akustik-Attacken" auf die US-Botschaft in Havanna. Dabei sollen Botschaftsangestellte aufgund von akustischen Anschlägen dauerhafte Schäden erlitten haben. SRF greift damit eine Meldung auf, die vor allem aus Spekulationen und Gerüchten gestützt auf US-amerikanische Regierungsstellen besteht, ansonsten keinerlei Informationsgehalt besitzt und angesichts der derzeitigen Lage in Kuba nur schwerlich als dringlich bezeichnet werden kann.
Wurde die US-Botschaft auf Kuba mit Schallwellen attackiert? (SRF, 18.09.2017)
So berichtete beispielsweise das deutsche Handelsblatt bereits letzten Freitag und wesentlich differenzierter über die Vorfälle:
Die Suche nach der Waffe (Handelsblatt Online, 15.09.2017)
Wieviel mehr liesse sich stattdessen über die derzeitige Situation in Kuba und das Leid der dortigen Bevölkerung berichten. Und darüber wie souverän und koordiniert der vom nach wie vor bestehenden US-Boykott arg gebeutelte Inselstaat mit der Ausnahmesituation umgeht und welch hervorragendes Katastrophenmanagement Kuba betreibt.
Dass ausgerechnet in der Basler Zeitung durch René Zeyer - zwar ein ausgewiesener Kubakenner aber sicherlich kein Freund des sozialistischen Regimes - die Leistungen Kubas im Bereich des Karastrophenmanagements hervorgehoben werden und die Einseitigkeit und bisweilen gar zynische Haltung der Presse und gewisser Leser kritisiert wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, ist die BaZ doch eher für ihre rechts-bürgerlichen Positionen bekannt und kaum dafür, dass sie grosse Sympathien für das sozialistische Kuba hegt. Besonders zu betonen gilt es auch, dass Herr Zeyer in ungewohnter Deutlichkeit die Praxis nahezu sämtlicher Schweizer Banken (mit Ausnahme der Postfinance) kritisiert, Zahlungen zu verweigern, die nur schon den Zahlungsbetreff "Kuba" aufweisen, auch wenn es sich "nur" um Inlandsüberweisungen handelt. Wer für Kuba spenden möchte, sieht sich mit enormen institutionellen Hindernissen konfrontiert, oder wie es Herr Zeyer persönlich fomuliert:
"Naturkatastrophen wie der Wirbelsturm Irma sind ideologiefrei. Wenn Häme und Angst vor dem langen Arm der USA wichtiger werden als Humanität, wird das Elend, das auf Kuba angerichtet wurde, durch eine menschliche Katastrophe ergänzt." (BaZ, 14.09.2017)
Die Insel der Geretteten (R. Zeyer, BaZ Online, 11.09.2017)
Angst und Häme statt Humanität? (R. Zeyer, BaZ Online, 14.09.2017)
Doch nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland ist die Berichterstattung zu Kuba eine einseitige und voreigenommene Angelegenheit. Statt tatsächlich über die Situation in Kuba zu informieren und Fakten zu liefern, begnügt sich der staatliche Fernsehsender ARD damit Vorurteile und Klischees über Kuba zu reproduzieren und die solidarischen Anstrengungen des kubanischen Volkes lächerlich zu machen.
Polemik und Häme (V. Hermsdorf, junge Welt, 14.09.2017)
Klassenpresse (S. Carlens, junge Welt, 12.09.2017)